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Aktuell

Über die Kultur des Alltags

Blauer Hintergrund mit Rapport Geraer Löwe

30.12.2015

Über die Kultur des Alltags

In unseren lokalen Medien ist schon seit längerer Zeit eine Debatte um stattfindenden und schon geschehenen Kulturabbau die Rede.

Dabei geht es meist um Reduzierungen im Bereich der Kunst auf der Ebene der Hochkultur, schon sehr viel seltener um Kultur für die breite Masse, ganz zu schweigen von der Soziokultur. Dort hat das Ehrenamt schon einen solch festen Platz einnehmen müssen, dass darüber kaum noch gesprochen wird. Der Staat zieht sich somit immer mehr aus seiner Fürsorgepflicht gegenüber dem Bürger zurück. Das betrifft leider nicht nur den kulturell- künstlerischen Bereich, denn Kultur schließt nahezu alle Gebiete des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens ein. Die Definition von Kultur umfasst ebenso die zwischenmenschlichen Beziehungen, die Gestaltung der Umwelt, die Pflege der Sprache wie auch das Aussehen unseres Wohnumfeldes und die Respektierung von Normen und Werten, um nur einiges zu nennen. Doch alles hängt bekanntermaßen mit allem zusammen, so dass die Vernachlässigung eines Teilgebietes verhängnisvolle Folgen für das Ganze nach sich zieht. Was würde uns z.B. ein ausgefeiltes Tourismus- Konzept für die Stadt und das Umfeld, wenn es das denn gäbe, nützen, wenn Gäste und Einwohner abends und nachts, immer öfter jetzt bereits tagsüber, im Bereich der Zentralen Umsteigestelle Heinrichstraße auf abschreckende und Furcht einflößende Zustände stoßen. Polizei ist bis zu Größenordnungen abgebaut worden, die wohl gerade noch zur Absicherung provinzieller Fußballspiele und friedlicher Demos ausreichen. Präsenz im alltäglichen Stadtbild gleich Null. Die Beschwerden der Bevölkerung häufen sich; vor allem viele ältere Menschen wagen sich abends wegen der Alkohol trinkenden, pöbelnden und Flaschen zertrümmernden Gruppen nicht mehr ins Stadtzentrum, Radfahrer müssen wegen der Scherben um ihre Reifen fürchten. Wie nimmt das Ordnungsamt der Stadtverwaltung seine Verantwortung wahr? Es ist freilich einfacher, abwesenden Autobesitzern Strafzettel wegen zum Teil äußerst lapidarer „Vergehen“ zu verpassen, als sich mit renitenten Bürgern auseinander zu setzen, die Plätze und Parks verunreinigen, oder etwa die Einhaltung der Stadtordnung gegenüber Hundehaltern und Zigarettenkippen wegwerfenden Rauchern einzufordern. Der Verein Bürgerschaft Gera wird verstärkt auf die Beseitigung solcher Missstände in der Stadt drängen. Das funktioniert jedoch nur, wenn auch der mündige Bürger sich nicht scheut, an dieser oder jener Stelle selbst Zivilcourage zu zeigen. Die Wahrung der Interessen von Minderheiten als Staatsdoktrin hinterlässt natürlich Spuren im gesamten Bereich der Gesellschaft, wen wundert es dann noch, wenn einfachste Regeln des Zusammenlebens missachtet werden. Identitätsstiftende Dinge und Werte geraten immer mehr in den Hintergrund, werden nach und nach zum „Steckenpferd“ von Einzelnen. In dem Zusammenhang bewegt mich die Frage nach der Machbarkeit von „Integration“ der in Massen zu uns strömenden Einwanderer. Denn integrieren würde bedeuten, jemanden in ein übergeordnetes, mit der Betonung auf geordnetes, Ganzes aufzunehmen. Da ich nicht an Zufälle glaube, überzeugt und besorgt mich eher der Satz des Dalai Lama: „Alles, was passiert, ist irgendwo gewollt“.